Der Tantrismus ist eine religiöse Strömung, die seit dem 5. Jahrhundert einen bedeutenden Einfluss auf Hinduismus und Buddhismus ausübt. In den tantrischen Lehrtexten (Tantras) werden die Unterschiede zwischen Makro- und Mikrokosmos, Universal- und Einzelseele, Mann und Frau nicht als wirkliche Dualität angesehen und ihre „Erlösung“ als deren Wiedervereinigung zu dem ursprünglich ungeteilten Einen beschrieben. Insbesondere im Westen wird der Tantrismus gern mit vergeistigten Sexpraktiken in Verbindung gebracht. In der Tat betrachten die Tantriker den Körper als heilig. Aber die körperlichen Rituale und Praktiken werden spirituell eingesetzt, um das kosmische Bewusstsein (Shiva) und die kosmische Energie (Shakti) im eigenen Körper zu vereinigen und damit zur höchsten Stufe der Glückseligkeit zu gelangen. Der Körper dient dabei als Brücke zur Vereinigung von Purusha und Prakriti.