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Am Ende des achtgliedrigen Pfads wartet das Höchste: der Zustand der inneren Freiheit. Patanjalis Yoga-Sutras beschreiben diesen als die vollkommene Verschmelzung mit dem Objekt der Meditation. Das Empfinden für die eigene Identität löst sich auf. Es gibt zahlreiche weitere Umschreibungen für Samadhi: die Erkenntnis des wahren Selbst oder Erleuchtung, die Verschmelzung mit der Welt als Ganzem oder mit etwas Göttlichem. Innere Glückseligkeit, ein Zustand der absoluten Freiheit, der unabhängig von äußeren Umständen ist.
trayamantarangam purvebhyah
Im Vergleich mit den ersten Gliedern des Pfads sind die drei zuletzt genannten schwierig. (Yoga-Sutra 3.7.)
abhyasavairagyabhyam tannirodhah
Durch Üben und durch die Fähigkeit loszulassen, kann der Geist den Zustand von Yoga erreichen und aufrechterhalten. (Yoga-Sutra 1.12.)
Ähnlich wie in Patanjalis achtgliedrigem Pfad ist Samadhi, die innere Freiheit, auch das Ziel der Hatha-Yoga-Übungen. Die Hatha Yoga Pradipika beschreibt verschiedene Phänomene, die eintreten, wenn der Yogi befreit ist: Er ist „frei von allem Denken... kann Zeit transzendieren... kennt weder Geruch, noch Geschmack, noch Berührung noch Geräusch, noch sich selbst, noch andere... ist weder wach noch schläft er... kennt keine Hitze oder Kälte, Glück oder Unglück... schläft scheinbar im Wachzustand, ohne Ein- und Ausatmung... ist von keiner Waffe oder Macht dieser Welt verletzbar“ (Hatha Yoga Pradipika)
Der Weg ist das Ziel
Diese Ausführungen mögen genügen, um an dieser Stelle deutlich zu machen, dass auch der Weg des Hatha Yoga, ähnlich wie Patanjalis achtgliedriger Pfad, nicht unbedingt für die Ungeduldigen geeignet ist; denn er stellt einen äußerst langwierigen Weg dar, um den Zustand von Samadhi zu erreichen. Dennoch ist jeder einzelne Schritt in seine Richtung dazu geeignet, sich unabhängiger von äußeren Umständen zu machen und immer größere innere Gelassenheit in der Begegnung mit der Welt und all ihren Erscheinungen zu entwickeln.
Samyama umfasst die letzten drei Glieder des achtgliedrigen Pfades nach Patanjali, die sich ausschließlich mit dem Geist befassen. Dienen die anderen fünf Glieder des Yoga-Übungspfads dazu, den Geist zu beruhigen und ihn für den Weg zur inneren Befreiung vorzubereiten, dringt Samyama zum Kern vor: der Selbsterkenntnis.
- Abhinivesha – die diffuse Angst vor Unbekanntem, letztendlich vor dem Tod, eines der fünf → Kleshas
- Ahimsa – Gewaltlosigkeit, eines der fünf → Yamas
- Aparigraha – Nicht-Horten, eines der fünf → Yamas
- Asana – die Körperhaltungen im Yoga, dritte Stufe im → Ashtanga Marga des → Patanjali
- Ashtanga Marga – der achtgliedrige Yoga-Pfad zur Erkenntnis des → Patanjali
- Asmita – das übersteigerte Ego, eines der fünf → Kleshas
- Asteya – Nicht-Stehlen, eines der fünf → Yamas
- Atman – das göttliche Selbst, in der indischen Philosophie der Wesenskern des Individuums
- Avidya – Nicht-Wissen bzw. falsches Wissen, eines der fünf → Kleshas
- Bandha – Verschluss(-technik) im Körper zur Leitung von → Prana
- Bhagavadgita – wörtl. „Gesang des Erhabenen“, einer der Grundlagentexte der yogischen Weltanschauung – neben den → Yoga-Sutras Patanjalis und der → Hatha Yoga Pradipika –, Teil des → Mahabharata
- Bhakti Yoga – Yoga der Liebe und der Hingabe, einer der fünf Hauptwege des historischen Yoga
- Brahma – der Schöpfer, einer der drei wichtigsten indischen Götter – neben → Shiva und → Vishnu
- Brahmacharya – Maßhalten, eines der fünf → Yamas
- Brahmanen – Priesterkaste in Indien
- Chakren – Energiezentren im Körper, denen unterschiedliche Qualitäten und Eigenschaften zugeordnet werden, Teil der Anatomie im → Hatha Yoga
- Dharana – Konzentration, sechste Stufe im → Ashtanga Marga des Patanjali Dharma – zentraler Begriff der indischen Religion und Philosophie: die Bestimmung des Menschen
- Dhyana – Meditation, siebte Stufe im → Ashtanga Marga des Patanjali
- Drishti – wörtl. „Blick“, bezeichnet einen Konzentrationspunkt des Blicks; der innere wie äußere Blick folgt der Bewegung
- Dvesha – übertriebene Ablehnung, eines der fünf → Kleshas
- Guru – wörtl. „der aus dem Dunkel ins Licht führt“, Meister, Lehrer
- Hatha Yoga – Yoga der Körperlichkeit, basiert auf der → Hatha Yoga Pradipika, einer der fünf Hauptwege des historischen Yoga
- Hatha Yoga Pradipika – Grundlagentext des → Hatha Yoga
- Ishvara Pranidhana – Vertrauen in eine höhere Kraft, eines der fünf →Niyamas
- Jnana Yoga – Yoga der Weisheit und des Wissens, einer der fünf Hauptwege des historischen Yoga
- Karma – Kreislauf von Ursache und Wirkung
- Karma Yoga – Yoga des selbstlosen Handelns, einer der fünf Hauptwege des historischen Yoga
- Kleshas – Störfaktoren auf dem Weg zur Erkenntnis
- Koshas – grob- und feinstoffliche Schichten des Körpers, denen unterschiedliche Ebenen des Bewusstseins zugeordnet werden, Teil der Anatomie im → Hatha Yoga
- Kundalini – nach tantrischer Lehre die kosmische Energie (→ Shakti), die in jedem Menschen ruht und die es im Yoga zu aktivieren gilt, um sie mit dem göttlichen Bewusstsein (→ Shiva) zu vereinigen
- Mahabharata – eines der bedeutendsten indischen Erzählwerke (neben dem Ramayana), entstanden um 500 v. Chr., enthält die → Bhagavadgita
- Mantra – eine Silbe, ein Wort oder Spruch mit tieferer Bedeutung
- Maya – Illusion, Verschleierung der Wahrnehmung
- Mudra – Haltung einzelner Körperteile zur Lenkung von → Prana
- Nadi – Energiekanal im Körper, in dem → Prana zirkuliert, Teil der Anatomie im → Hatha Yoga
- Nadi Shodhana – Atemübung mit dem Ziel der inneren Reinigung und Harmonisierung der → Nadis
- Namaste – wörtl. etwa: „Die Göttlichkeit in mir verbeugt sich vor der Göttlichkeit in dir, denn ich weiß, wir sind eins”, Geste der Begrüßung, Verabschiedung, des Dankes oder der Konzentration in einer Asana
- Niyama – Verhaltenskodex für den Umgang mit sich selbst, zweite Stufe im → Ashtanga Marga des Patanjali
- Patanjali – Verfasser der Yoga-Sutras, welche die Grundlage des → Raja Yoga – auch klassisches Yoga genannt – bilden (entstanden um 200 v.–200 n. Chr.)
- Prana – Lebensenergie, zirkuliert in den → Nadis, Teil der Anatomie im → Hatha Yoga
- Pranayama – Kontrolle und Lenkung der Lebensenergie mittels Atemübungen, vierte Stufe im → Ashtanga Marga des Patanjali
- Pratyahara – Zurückziehen der Sinne, fünfte Stufe im → Ashtanga Marga des Patanjali
- Raga – übertriebene Anhaftung, Gier, eines der fünf → Kleshas
- Raja Yoga – der Königsweg, auch klassisches Yoga genannt, basiert auf Patanjalis → Yoga-Sutras, der Yoga-Weg über den Geist, einer der fünf Hauptwege des historischen Yoga
- Sadhu – in Indien ein heiliger Weiser, der sich dem religiösen, teilweise streng asketischen Leben verschrieben hat
- Samadhi – Ziel des Yoga: Zustand der Glückseligkeit, der Einheit, der Erkenntnis, achte Stufe im → Ashtanga Marga des Patanjali
- Samskara – tiefsitzende Gedankenmuster, Konditionierungen und Gewohnheiten
- Sanskrit – wörtl.: „zusammengefügt“, Sprache der Veden und der klassischen indischen Kultur
- Santosha – Zufriedenheit, eines der fünf → Niyamas
- Sat-Shit-Ananda – wörtl. „Sein-Bewusstsein-Glückseligkeit“ → Samadhi
- Satya – Wahrhaftigkeit, eines der fünf → Yamas
- Shakti – kosmische Energie und Kraft im Individuum
- Shaucha – Reinheit, eines der fünf → Niyamas
- Shiva – a) kosmisches/göttliches Bewusstsein (als Pendant zu → Shakti, der kosmischen Energie des Individuums), b) der Zerstörer, einer der wichtigsten indischen Götter neben → Vishnu und → Brahma, c) Gott der Yogis
- Sutra – wörtl. „Leitfaden, Lehrsatz“ in der indischen Literatur, → Yoga-Sutras
- Svadhyaya – Selbststudium, Selbstreflexion, eines der fünf → Niyamas
- Swami – (Hindi-)Anrede für einen Gelehrten oder religiösen Lehrer
- Tantrismus – religiöse Strömung Indiens (seit dem 5. Jh.), welche die Entwicklung des → Hatha Yoga maßgeblich beeinflusst hat
- Tapas – Selbstdisziplin, eines der fünf→ Niyamas
- Trimurti – göttliche Dreieinigkeit von → Brahma, → Vishnu und → Shiva
- Upanishaden – religiöse und philosophische Grundlagentexte in Sanskrit
- Veda/Veden – wörtl. „Wissen“, älteste religiöse Grundlagentexte Indiens
- Vishnu – der Erhalter, einer der drei wichtigsten indischen Götter neben → Shiva und →Brahma
- Yama – Verhaltenskodex für den Umgang des Menschen mit seiner Umwelt, erste Stufe im → Ashtanga Marga des Patanjali
- Yoga-Sutras – Grundlagentext des → Raja Yoga, von → Patanjali verfasst
- Yoga (der) – einer der sechs großen philosophischen Systeme Indiens, Weg zur Erkenntnis
- Yogi – Yoga-Übender (männlich)
- Yogini – Yoga-Übende (weiblich)
Santosha gehört zu den Niyamas, dem 2. Glied des achtgliedrigen Pfads nach Patanjali und bezieht sich darauf, mit dem, was man hat und was man ist, zufrieden zu sein – sei es auf materieller, körperlicher oder intellektueller Ebene. Das setzt voraus, sich selbst und seine persönlichen Umstände zu akzeptieren. Santosha bedeutet jedoch nicht, dass man sich nicht entwickeln und nicht weiter lernen sollte, sondern vielmehr, die innere Zufriedenheit nicht von äußeren Umständen abhängig zu machen.
Satya gehört zu den Yamas, dem ersten Glied des achtgliedrigen Pfads nach Patanjali. Hinter Satya verbirgt sich nicht bedingungslose Ehrlichkeit, sondern vielmehr authentisches Verhalten. Es geht darum, nichts vorzugeben, was nicht wahr ist – auch nicht aus falscher Rücksichtnahme. Außerdem meint Satya die Sorgfalt, nicht nur zu bedenken, was, sondern auch wie etwas gesagt wird und welche Konsequenzen die Wahrheit hat. Ziel ist, die Wahrheit so gut es geht zu formulieren, ohne jemandem absichtlich oder unnötig zu schaden.
Die Reinigungsrituale werden ausgeübt, um den physischen Körper und die Energiekanäle, die Nadis, zu reinigen. Sie sind für westliche Übende teilweise recht ungewöhnlich und nur bedingt zur Nachahmung geeignet. Wer sie erlernen möchte, sollte sich von einem Lehrer einführen lassen, der diese Techniken selbst gut beherrscht.
Dhauti: innere Reinigung des Herzraums, des Magens und des Darms
Basti/Vasti: äußerliche Reinigung der Ausscheidungsorgane
Neti: Reinigung der Atemorgane
Trataka: Reinigung der Augen
Nauli: Reinigung der Verdauungsorgane
Kapalabhati: Reinigung des inneren Kopfraums und der Lungen
Es bedarf eines guten Lehrers und viel Übung, Nauli, die Reinigung der Verdauungsorgane, zu lernen. Die Verdauungsorgane werden wie in einer Schleuder im Bauchraum gedreht.
Saucha gehört zu den Niyamas, dem 2. Glied des achtgliedrigen Pfads nach Patanjali. Auf körperlicher Ebene bedeutet Shaucha nicht nur die übliche tägliche Hygiene, sondern auch die bewusste Ernährung und die Reinhaltung des Körpers durch kontinuierliche Asana-Praxis. Auch die direkte Umgebung, auf die der Yogi Einfluss hat – wie etwa seine Kleidung oder Wohnung, ist davon betroffen. Auf geistiger Ebene bedeutet Shaucha, die Gedanken rein zu halten und von Rücksichtnahme leiten zu lassen.
Svadhyaya gehört zu den Niyamas, dem 2. Glied des achtgliedrigen Pfads nach Patanjali. Traditionell bedeutete Svadhyaya das Studium der alten heiligen Schriften, um Selbsterkenntnis zu erlangen. Es benennt aber auch die Fähigkeit, sich und sein Verhalten zu beobachten, zu analysieren und zu reflektieren. Das heißt, sich immer wieder zu fragen, welche Momente das eigene Verhalten beeinflussen, welchen Reiz-Reaktions-Schemata man unterliegt und worin gegebenenfalls die Ursachen dafür liegen.
(1887–1963) entwickelte einen Yoga-Stil, der Karma, Jnana, Bhakti und Raja Yoga miteinander vereinte. Mit dieser Kombination können – so Sivananda – alle Herausforderungen des Lebens gemeistert werden. Eine sanfte Asana-Praxis, um den Körper gesund zu halten, gehört ebenso dazu wie Meditation, um den Geist zu beruhigen.
Tapas gehört zu den Niyamas, dem 2. Glied des achtgliedrigen Pfads nach Patanjali. Die Selbstdisziplin entsteht aus einem „brennenden Verlangen“ (sanskr. tapah: Hitze) und einem inneren Bedürfnis. Dieses brennende Verlangen ist der Treibstoff, der es ermöglicht, mit Ausdauer und Durchhaltevermögen die Anstrengungen auf sich zu nehmen, um auf dem Weg zur Selbsterkenntnis weiterzukommen.
Im Verlauf der Jahrtausende haben sich drei große Traditionslinien im Yoga aus unterschiedlichen Grundlagentexten entwickelt:
- Der religiös geprägte Yoga basiert auf den Upanishaden, einer Textsammlung aus der Zeit um 800 v. Chr., in der die Essenz der Veden – der alt-indischen Schriften zu Religion und Philosophie – festgehalten, diskutiert und kommentiert wurde. Eine weitere Quelle indischer Weisheit erkennt dem Yoga ebenfalls eine besondere Bedeutung zu: die Bhagavadgita, ein großes Lehrgedicht aus 18 Gesängen im Mahabharata, das – zusammen mit dem Ramayana – den um 500 v. Chr. entstandenen Nationalepos bildet. Diese große Schriftensammlung vermittelt das historische Wissen auf überaus anschauliche Weise.
- Der klassisch-philosophische Yoga basiert auf Patanjalis Yoga-Sutras (entstanden in der Zeit 200 v.–200 n. Chr.), die häufig als Grundlagentexte des Yoga schlechthin bezeichnet werden. In diesen Sutras (Leitfäden) wird die Funktionsweise des Geistes beschrieben und ein Weg aufgezeigt, um die Störungen im Geist zu überwinden und zu wahrer Erkenntnis über sich und die Welt zu gelangen.
- Der Hatha Yoga hat die Hatha Yoga Pradipika (entstanden 800–1200 n. Chr.) zur Grundlage – gewissermaßen ein Praxishandbuch zu Patanjalis Sutras. In ihr werden Körperpraktiken beschrieben, durch die der Körper als Werkzeug auf dem Weg zur Erkenntnis eingesetzt werden kann.
Auf der Grundlage der Bhagavadgita, der Sutras Patanjalis und der Hatha Yoga Pradipika entwickelten sich die zentralen Konzepte der yogischen Weltanschauung; alle späteren Werke zum Yoga finden hier in der einen oder anderen Weise ihre Wurzeln. Und auch die heutige Yoga-Praxis verbindet häufig eine oder mehrere Traditionslinien.
Das universelle Bewusstsein: Brahman, Purusha, Ishvara, Atman...
Die Vorstellung eines universellen Bewusstseins wurde bereits in den Lehren der Upanishaden entwickelt. Für dieses Bewusstsein kannte der frühe Yoga zahlreiche Namen: Brahman, Purusha, Ishvara, Atman – um nur einige zu nennen – und bezeichnete damit all das, was mit dem Göttlichen verbunden wurde. Dieses universelle Bewusstsein umfasste den Sehenden, das Gesehene sowie den Akt des Sehens gleichermaßen und manifestierte sich in allem: sowohl in der äußeren Welt als auch in der Seele – das heißt, in Atman, dem Göttlichen in jedem Einzelnen.
Aus den Veden, den ältesten Schriftensammlungen des spirituellen, philosophischen und wissenschaftlichen Wissens Indiens (vor 1.000 v. Chr.) geht hervor, dass Yoga in der Frühzeit im Kontext religiöser Opferhandlungen und mystischer Ekstasetechniken praktiziert wurde. Die Weitergabe von Wissen oblag der höchsten Gesellschaftskaste, den Brahmanen (Priester und Weise); sie erfolgte im Rahmen eines engen Lehrer-Schüler-Verhältnisses – mündlich, durch Rezitation, bei der das Wissen wortgetreu weitergegeben wurde. Denn die Worte der Veden galten als göttliche Offenbarung, welche die Brahmanen in tiefer Meditation empfangen hatten, und durften nicht verändert werden. Opferhandlungen und Ekstaserituale dienten dazu, die angerufenen Götter milde zu stimmen und den Erfolg der Opfergabe zu garantieren. Diese Praktiken wurden im Laufe der Jahrhunderte komplexer und die Anstrengungen der Ausübenden immer größer. Sogenannte Fakire, Mitglieder religiöser Hindu-Orden, versuchen sich bis in unsere Zeit in Übungen extremer Askese und des Yoga, um sich auf diese Weise von der Sinnenwelt zu lösen (und die Götter gut zu stimmen).
Nachdem die religiös geprägten Opferrituale und Yoga-Praktiken immer extremer wurden, wurden sie im Laufe der Zeit zunehmend in Frage gestellt. Durch erste Niederschriften der Veden um 1.000 v. Chr. wurde das – bisher ausschließlich von den Brahmanen gehütete – Wissen erstmals breiter zugänglich gemacht (wenngleich auch nach wie vor nur einer kleinen lesenden Minderheit) und bot eine Grundlage für Diskussionen und Reflexionen. Die Gespräche über die vedischen Texte zwischen Lehrer und Schüler berührten die elementaren Fragen der Menschheit und der Welt; sie wurden um 800 v. Chr. in den Upanishaden zusammengefasst, die als Essenz der Veden betrachtet werden können.
In den Upanishaden findet sich eine Fülle von Kommentaren, die im Laufe der Jahrhunderte ihrerseits wieder kommentiert wurden. In ihnen wird der philosophische Kerngedanke entwickelt, dass alles Eins ist – und demzufolge Gott in allem und alles in Gott ist. Durch dieses neue Weltbild wurden die ehemals religiös geprägten Opferrituale überflüssig – wurde nun doch das eigene Selbst ebenfalls als göttlich aufgefasst. Im Zuge dessen verlagerte sich auch der Schwerpunkt der Yoga-Praxis, die sich zunehmend darauf ausrichtete, durch Meditation das wahre Selbst – Atman genannt – zu erkennen.
Die Kleshas sind nicht immer gleich aktiv. Mal wirken sie im Verborgenen oder werden kaum wahrgenommen, mal sind sie stark ausgeprägt und beherrschen offensichtlich das Handeln. Mit Wachsamkeit lässt sich jedoch den eigenen Kleshas auf die Spur kommen. Dabei gilt es innezuhalten, das automatische Reiz-Reaktion-Schema anzuhalten, zu durchbrechen und dann bewusst zu entscheiden, wie man reagieren möchte. Zwar lassen sich, Patanjali zufolge, die Kleshas niemals vollkommen überwinden, der achtgliedrige Pfad zeigt jedoch Methoden auf, wie man ihren Einfluss auf die Wahrnehmung und auf das eigene Handeln deutlich vermindern kann.