Alphabetische Reihenfolge

obenOsho
Never Born -
Never Died -
Only visited this planet Earth between
Dec 11, 1931 - Jan 19, 1990
 
Diese Worte, die auf Oshos eigenen Wunsch in die Marmorplatte seiner letzten Ruhestätte eingemeißelt wurden, lassen schon vermuten, dass es sich bei Osho um einen außergewöhnlichen Menschen gehandelt hat.

Oshos Lebensstationen

Rajneesh Chandra Mohan – heute eher bekannt unter Bhagwan und später Osho – wurde 1931 in Indien geboren. Mit 21 Jahren sei er – so behauptet Osho – erleuchtet worden. Zunächst schloss er aber sein Philosophiestudium ab und lehrte als Professor am Raipur Sanskrit College und an der Universität von Jabalpur. Zunehmend widmete er sich jedoch seinen Reden und Vorträgen, bis er schließlich 1966 seine Professur ganz niederlegte. Unter dem Namen Acharya Rajneesh machte Osho Vortragsreisen durch Indien und leitete mehrmals im Jahr Meditations-Camps. Ab 1964 veröffentlichte das Jivan Jagruti Kendra in Bombay ein vierteljährliches Magazin über Oshos philosophische Vorträge und wurde später auch offizieller Herausgeber seiner Bücher.

Erste Kontroversen

Getreu seiner wohl recht ausgeprägten provokanten Ader hielt Osho 1968 in Indien eine Vortragsreihe, in der er eine freizügigere Einstellung gegenüber Liebe und Sex in der indischen Gesellschaft einforderte – was für erhebliche Kontroversen zwischen den Konservativen und den Anhängern von Osho führte.

Seine Anhänger – die “Neo-Sanyassins“

So sehr Oshos Vorträge kontrovers diskutiert wurden, so sehr wuchs doch seine Anhängerschaft. Ab 1970 begann er, Schüler („Neo-Sanyassins“ oder heute meist einfach kurz „Sanyassins“) zu initiieren. Sie erhielten von ihm einen neuen Namen und trugen bis auf weiteres orange- oder rotfarbene Kleidung und eine Mala (Gebetskette) mit 108 Holzkugeln und seinem Bild. Sowohl Name als auch Kleidung seiner Anhänger sind als Provokation zu verstehen: Die traditionellen und asketischen Sanyassins trugen ebenfalls rote Kleidung und eine Mala und werden in der indischen Bevölkerung als heilig angesehen. Nun lief eine immer größer werdende Schar „falscher“ Sanyassins herum, die den weltlichen Genüssen durchaus zugetan waren, die die Bevölkerung nicht von den „echten“ unterscheiden konnte – kein Wunder, dass dies auf geteilte Ansichten stieß.

Ashram in Poona

Umbenannt in Bhagwan, der „Erleuchtete“ oder der „Gesegnete“, gründete Osho in Poona (heute Pune) einen Ashram. In den 70er Jahren strömten ca. 250.000 intellektuelle Aussteiger insbesondere aus westlichen Ländern nach Poona, um seiner Philosophie, dem Rajneeshismus, zu folgen. Oshos tägliche Vorträge, speziell von ihm entwickelte Meditationstechniken, Selbsterfahrungsgruppen u.v.m. sollte sie zur Selbstfindung führen. Seine provokativen Vorträge und die wohl eher freizügigen Praktiken in den Selbsterfahrungsgruppen erregten internationales Aufsehen, so dass die westliche Presse anfing, von einem „Sex-Guru“ zu berichten – was das Interesse in der westlichen Welt aber wohl eher schürte als erschütterte. In fast allen Ländern der westlichen Welt wurden Niederlassungen der Osho-Bewegung gegründet. Diese bestehen zum Teil heute noch (z.B. Köln, Hamburg).

Oregon – Luxus pur

Ob Osho nun 1981 vor der indischen Steuerfahndung flüchtete oder Poona verließ, weil er nicht wie gewünscht expandieren konnte, hängt von der zu Rate gezogenen Quelle ab. Auf jeden Fall ließ er sich mit seinen Anhängern auf einer Ranch in Oregon, USA, nieder. Aufsehen erregte Osho erneut in den folgenden Jahren aufgrund seiner unverhohlenen Vorliebe für Luxus – in der Spitze umfasste seine Autoflotte 93 Rolls-Royce, mit denen er schon einmal gerne zu Interviews vorfuhr. Allerdings würde er, so betonte Osho, keinen einzigen davon besitzen. Er hätte keinen Cent, alles gehörte der Kommune, die ihm freundlicherweise die Autos zur Verfügung stellen. Er selbst würde alle Einnahmen, die er mit seinen Vorträgen, Büchern und Videos verdient, der Kommune abtreten. Dennoch konnten viele – abgesehen von Oshos Anhängern – spirituelle Erleuchtung und Luxus pur in ihrem Weltbild nicht so recht miteinander vereinigen.

Unklare Umstände

Die harmonische Zeit in der Kommune schien jedoch nicht von Dauer. Unklare Umstände – Streitigkeiten mit seiner Sprecherin Sheela, Verschwörungs- und Vergiftungstheorien durch die US Regierung, Verhaftung wegen Einwanderungsdelikten usw. – führten dazu, dass Osho die USA verließ und schließlich nach Poona zurückkehrte. 1988 erklärte er den Rajneeshismus für tot, wollte nicht mehr Bhagwan genant werden, sondern nahm – da er sich zunehmend mit dem Zen beschäftige – den Namen Osho an, ein respektvolle Anrede, die in Zen-Geschichten auftaucht. Schließlich verstarb er 1990.

Oshos Erbe

Oshos Ashram in Pune hat sich zum Osho International Meditation Resort, einem der populärsten Reiseziele Indiens, entwickelt. Das Meditation Resort empfängt jährlich etwa 200.000 Besucher. Es gibt weiterhin Osho-Zentren in der ganzen Welt, insbesondere in Deutschland, die nach wie vor florieren, auch wenn die Sanyassins längst ihre rote Kluft abgelegt haben. Zudem werden Oshos Vorträge und Initiationsgespräche weltweit vermarktet: alle Vorträge sind aufgezeichnet und als Bücher oder Videos veröffentlicht worden – in allen möglichen Sprachen.

Oshos Methode – durchaus umstritten

Osho war wohl gegen jedes Glaubenssystem. Die Grundlage seiner Lehre ist eine Erfahrungstheologie. Der Weg, selbst zu erfahren und dadurch zu Selbsterkenntnis und Erleuchtung zu gelangen, geht über die Meditation, das Feiern der Liebe und der Kreativität. Dabei habe Osho – so sagen seine Anhänger – eine eher undogmatische und unkonventionelle Einstellung gehabt. Lachen und Humor seien für ihn der höchste spirituelle Wert gewesen, Widersprüche kein Problem, sondern nur einander ergänzende Sichtweisen. Im Grunde sei er auch gegen den Begriff „Philosophie“ gewesen und hätte die Hoffnung ausgesprochen, dass die Widersprüche in seinen Werken es unmöglich machen würden, eine Philosophie daraus zu basteln.

Ehemalige Sanyassins berichten jedoch, dass Osho die völlige Unterordnung unter seinen Willen und die Einhaltung der strengen Kleidungsvorschriften verlangte – und vor allen Dingen die Aufgabe des gesamten bisherigen Lebens. Totale Abhängigkeit sei das Ziel seiner Lehre gewesen. Das wird von Uli Grandtner in seinem Sektenreport (München 1993) bestätigt:

"Die Folgen der praktizierten Lehre des Bhagwan sind psychische Veränderungen ungeheuerlichen Ausmaßes bei den Anhängern. Es gibt ehemalige Sanyassins, die von einem 'Experimentierfeld für Menschenversuche' sprechen. ... Hierbei wird ein Mensch durch völlige Loslösung von seinem bisherigen sozialen Umfeld total verunsichert und bekommt dann von der Sekte eine neue Identität. Dabei entstehen euphorische Gefühle - man gehört ja immerhin zu den vom Guru Erretteten. Oft wird durch Schlafentzug und Ernährungsumstellung die physische Abwehrkraft der Mitglieder soweit gesenkt, dass unabhängiges Denken gar nicht mehr möglich ist. All diese Vorgänge können nach Berichten ehemaliger Sanyassins auch der Bhagwan-Bewegung zugerechnet werden.“  Es gibt sogar ein Urteil des OVG Münster, das die Bezeichnung „destruktiver Kult“ für die Osho-Bewegung als zulässiges Werturteil 1991 bestätigte.

Osho – erleuchtet oder einfach nur clever?

Man weiß es wieder nicht, aber es lässt sich kaum verhehlen, dass eine gewisse Faszination von ihm ausgeht. Osho war auf jeden Fall ein „Provocateur par Excellence“, sozusagen das „Enfant terrible“ der Eso-Szene, der durchaus humorvoll und authentisch zu seinen Schwächen stand.

Quellen:
www.AGPF.de - www.osho.com - www.osho.de - www.oshotimes.de - www.oshouta.de - www.oshoverlag.de - www.religio.de/lex/Daten/B/bhagwan - www.relinfo.ch - www.wikipedia.de - www.sabon.org/oshomobile/index.html

↑nach oben