Yoga-Stile

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B.K.S. Iyengar (*1918, Indien), ein Schüler Krishnamacharyas und Desikachars Onkel, ist der Begründer des „Iyengar Memorial Yoga Institute“ in Pune (früher Poona, Indien). Iyengar Yoga ist einer der berühmtesten Yoga-Stile überhaupt und weltweit verbreitet. Es nimmt Elemente des therapeutischen Ansatzes auf, setzt jedoch weniger auf die individuelle Anpassung der Übungssequenzen als vielmehr auf die absolute Präzision bei der Ausübung einer Asana. Iyengar nimmt zahlreiche sogenannte Props (engl.: Requisiten) zu Hilfe – Blöcke, Gurte, Decken, Kissen, Stühle –, um die Schüler an eine Position heranzuführen und sie genauestens auszurichten. Erst wenn ein Schüler die Asana beherrscht, wird er in Atemübungen eingeführt. Der Yoga-Stil ist kraftvoll und betont körperorientiert.

Folgender Text: Michael Wiese, Leverkusen

Biographisches
B.K.S. Iyengar ist einer der großen Yoga-Lehrer dieser Erde. Der einfühlsame Stil und die exakte Yoga-Praxis, die der heute fast 90-Jährige Inder über Jahrzehnte geprägt hat, werden heute weltweit angewandt und verbreitet. Der nach ihm benannte IYENGAR Stil ist zu einem Hauptast des Yoga geworden, aus dem sich zahlreiche Verästelungen mit neuen Schwerpunkten entwickelt haben. IYENGAR ist auch eine Marke, eine geschützte Marke, mit einem weltweit hohem Marktwert. Iyengar ist geistiger Vater zahlloser Yogalehrer und deren Lehrer, aber auch biologischer Vater von Kindern, die ihrerseits heute wieder zu den großen Yogalehrern zählen.

Geboren wurde B.K.S. am 14. Dezember 1918 in Bellur in Indien. Seine Familie war arm, er selbst durch Unterernährung und zahlreiche schwere Krankheiten gesundheitlich gezeichnet. Mit 15 Jahren wurde er Schüler von Krishnamarcharya. In den folgenden Jahren intensiver Praxis überwand Iyengar nicht nur seine körperlichen Gebrechen, sondern legte durch seine eigene Erfahrung und seine systematische Aufarbeitung der Yoga-Techniken die Grundlage für seine Jahrzehnte lange Unterrichts- und Therapiepraxis und den großen weltweiten Erfolg seiner Yoga-Methode.

Ein größeres Publikum erreichte Iyengar erst ab Mitte der 50er Jahren, nicht unwesentlich unterstützt durch prominente Schüler aus dem Westen, wie dem Geiger Yehudi Menuhin. 1975 eröffnete Iyengar das Ramamani Iyengar Memorial Yoga Institute in Puna. 1984 zog er sich offiziell aus dem Lehrbetrieb zurück, blieb aber weiterhin sehr aktiv in einer Schule, lehrte spezielle Klassen und schrieb Bücher.

Grundideen des Iyengar Yoga
An dieser Stelle sollen nur die Grundprinzipien der Asanapraxis, aufgeführt werden, die den IYENGAR-Stil auszeichnen. Dies sind:

  • Individuelle Betrachtung
  • Sorgfältige Vorbereitung
  • Präzise, aber angepasste Technik
  • Achtsamkeit bei der Yoga-Übung
  • Einsatz von Hilfsmitteln aller Art
  • Detaillierte Ausrichtung der Asanas
  • Sorgfältige Nachbereitung

Die spirituelle Basis aller Yogaübung liegt aber ganz klar nicht auf Asanas und auch nicht auf Pranayama. Wenn Iyengar von den Fundamenten der Yoga-Praxis spricht, dann meint er damit nicht etwa die körperlichen Fundamente sondern die geistigen: „Ein Haus bedarf fester Fundamente. Ohne die Grundregeln von Yama und Niyama zu praktizieren, ... kann es keine eigentliche Persönlichkeit geben. Wenn man die Asanas ohne Yama und Niyama ausführt, dann sind sie nichts anderes als Akrobatik.“

Verbreitung in der ganzen Welt
Weltweit gibt es heute zahlreiche Iyengar-Institute und -Zentren. IYENGAR ist heute eine weltweit erfolgreiche Marke. Der Ausbildung zum IYENGAR-Lehrer liegt ein ausgefeiltes und professionell vermarktetes Curriculum zu Grunde. Zahllose Schülergenerationen tragen Iyengar Yoga weiter und entwickeln es fort. Die grundlegende Idee vom achtsamen, an die Bedürfnisse des Individuum angepassten Yoga ist in die meisten Yoga-Stile, die zur Zeit im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen, eingeflossen, wenngleich in unterschiedlicher Dosis.


Systematisierung
Eines der größten Verdienste mit Blick auf die weltweite Verbreitung von Yoga ist sicherlich die ungeheuere Mühe einer vollständigen Systematisierung der bekannten Yogatechniken (vor allem Asana und Pranayama). Diese Systematisierung ermöglicht einen Kanon, der zwar nicht verbindlich ist, aber letztlich allen heute verbreiteten Yogarichtungen zu Grunde liegt. Es auch ein großes Verdienst Iyengars, diese Kanonisierung und auch Sequenzierung in ausführlichen Büchern dokumentiert und damit das „Geheimwissen“ zum „Gemeinwissen“ gemacht zu haben. Der Systematisierung zur Seite gestellt sind aber auch sehr hingebungsvolle, einfühlsame und unbedingt lesenswerte Einführungen in die gesamte philosophische, und spirituelle Tradition des Yoga.

Geschäftssinn
Es ist nicht nur wichtig, Wichtiges zu sagen und zu tun, sondern auch, die entsprechende Aufmerksamkeit dafür zu finden. Wenn wir den Nukleus des modernen Yoga betrachten - Sri T. Krishnamacharya - dann können wir sehen, dass hier die Grundlage für die Wiederentdeckung und Modernisierung des heutigen Yoga geschaffen wurde. Die Verbreitung und „Vermarktung“ (vielleicht besser „Vermattung“ :-) des Yoga blieb aber der Nachfolgegeneration vorbehalten, von der Iyengar sicherlich neben T.K.V. Desikachar der prominenteste Vertreter ist. Diese Generation hat vor allem bewirkt, Yoga u?ber die Grenzen Indiens hinaus zu tragen.

Im Folgenden drei Beispiele:
- in Richtung therapeutisches Yoga, Vini-Yoga
Yoga als therapeutisches Mittel einzusetzen, ist heute eine weit verbreitete Methode der Heilung durch eigene Kräfte. Das „Vini-Yoga“, in der Vordergrund steht, fußt auf den Ideen Iyengars.
- in Richtung Power-Yoga, Vinyasa-Yoga
Wenn wir uns einmal die schönen Videos von Iyengar aus den 30er Jahren ansehen
(siehe Anhang), dann sehen wir, wer der Erfinder des Power Yoga ist :-)
- in Richtung Frauen
Aus dem unmittelbaren Umfeld Iyengars kommt auch ein wichtiger Impuls in Richtung Anpassung der YOGA-Praxis an die spezifischen Bedürfnisse von Frauen. Iyengars Tochter, Gita Iyengar - eines von fünf Kindern Iyengars - revolutionierte die Yogaübungen für Frauen durch die Einführung von zwei wichtigen Neuerungen. Erstens fügte sie erholsame Stellungen ein, Abwandlungen klassischer Stellungen, meist mit Stützen oder Unterlagen. Zweitens stellte sie spezielle Sequenzen zusammen, die stärker den Zyklus der Frau sowie die spezifischen Anforderungen bei Schwangerschaften berücksichtigten.

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Ausgewählte und empfohlene Literatur:
B.K.S. Iyengar: Licht auf Yoga. Das grundlegende Lehrbuch des Hatha Yoga. Frankfurt
a.M. 1993.
B.K.S. Iyengar: Licht auf Pranayama: Das grundlegende Lehrbuch der Atemschule
des Yoga. Frankfurt a.M. (3) 2004.
Miriam Austin: Cool Yoga Tricks. New York, Toronto 2003
Linda Sparrowe, Patricia Walden: Yoga und Gesundheit für Frauen. Goldmann 2004.
YOGA Gymanstik für Entspannung, Energie und Wohlbefinden. München (9) 2004.


Internetressourcen
http://de.wikipedia.org/wiki/B._K._S._Iyengar
http://www.bksiyengar.com/
http://www.iyengar-yoga-deutschland.de (ist allerdings ziemlich veraltet)

Videoressourcen
Alte Filme von 1936
http://www.youtube.com/watch?v=lmOUZQi_6Tw
http://www.youtube.com/watch?v=_BADXKj-9eE
Film von 2006 (!)
http://www.youtube.com/watch?v=_eEFlYVff4Q
Pranayama (Show)
http://www.youtube.com/watch?v=fcPjvp4La8A

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