Meditation – eine altbewährte Methode
Seit mehr als zwei Jahrtausenden wird Meditation in zahlreichen Ländern und Kulturen praktiziert – als wirksame Methode, mit der Menschen in ihr Innerstes blicken. Heutzutage wird sie insbesondere im Westen vielfach vor allem dazu genutzt, den Geist zu besänftigen und zu innerer Ruhe und Gelassenheit zu finden. Daher bietet Meditation etwas für Menschen auf der Suche nach Spiritualität und auch für diejenigen, die pragmatischer denken und zunächst nicht diese Ausrichtung haben. Doch das ist bei Weitem nicht alles. Meditation bedeutet darüber hinaus, sich für die Dauer einer Sitzung uneingeschränkt auf ein ausgesuchtes Objekt einzulassen: Das kann das Selbst, ein anderes Lebewesen, ein Gegenstand, eine Situation, ein Wort, ein Gefühl oder auch nur der eigene Körper, der eigene Atem sein. Sich ausschließlich darauf zu konzentrieren, das Objekt zu beobachten und alle Veränderungen während dieser Beobachtung wahrzunehmen, ohne darauf zu reagieren: Das ist der Kern jeder Meditation, um auf diese Weise etwas über sich oder auch über andere sowie über das Leben schlechthin zu erfahren.
Konzentration finden
In der Regel ist der Geist ein rastloser Geselle, der von inem Gedanken zum nächsten springt. Die meisten Gedanken werden in ähnlicher Form tausend Mal gedacht, hne sich dabei weiter zu entwickeln oder tiefer zu gelangen. Deshalb schadet es mitunter nicht, sich eine Pause von den ausgetretenen Denkpfaden, den eigenen Gedankenmustern zu verordnen, um sich erneut zu spüren und gleichsam in sich hinein zu horchen sowie die eigene Natur aufzuspüren. Die Vorstellung, einfach nur zu sitzen und nichts zu tun, mag zunächst ein wenig befremdlich sein und am Anfang schwer fallen. Mit etwas Übung jedoch wird es immer leichter, sich selbst eine kleine Oase der Ruhe und Stille zu gönnen, um den Geist zu bündeln und Konzentration zu finden
Das Ziel: Erkenntnis
Die Meditation (sanskr. dhyana) ist das siebte Glied auf atanjalis achtgliedrigem Pfad mit dem Ziel, Samadhi, die achte Stufe – Erkenntnis oder Erleuchtung - zu erreichen. Im Hatha Yoga ist sie gleichfalls wesentlicher Bestandteil der Yoga-Praxis auf dem Weg zur Erkenntnis. Wie dieser Zustand aussehen und empfunden werden kann, stellt eine ausgesprochen persönliche Erfahrung dar, die nur annähernd beschrieben und in Worte gefasst werden kann. So wird zum Beispiel der Eindruck beschrieben, dass sich Grenzen auflösen oder dass der Meditierende mit dem Gegenstand seiner Meditation verschmilzt. Beschreibungen tieferreichender Meditationen versuchen, die veränderte Energieerfahrung zu vermitteln wie die, dass der Atmende und der Atem zum Atmen selbst werden. In der klassischen Literatur zum Yoga finden sich zahlreiche weitere Formulierungen der Meditationserfahrung; darin wird ihr Ziel als ein Zustand umfassender Sein-Bewusstsein-Glückseligkeit (sanskr. sat-chit-ananda) beschrieben.
Positive Effekte der Meditation
Der Geist wird oft mit einem See verglichen, dessen Oberfläche von permanenten Wellen der Gedanken bewegt wird. Kommen die Gedanken zur Ruhe, wird der See ruhig und klar, bis der Grund deutlich zu erkennen ist. Die Dinge können so gesehen werden, wie sie sind, ohne Verzerrung oder Trübung. Genau dies kann Meditation bewirken. Die Wirkungen von Meditation sind mannigfaltig und mit etwas Übung werden einzelne oder alle genannten Effekte spürbar.
Meditation
- stärkt den gesamten Organismus und lädt gleichsam die „Akkus“ wieder auf;
- führt zu Ruhe und Gelassenheit, Ausgeglichenheit und Balance;
- fördert das Konzentrations- und Leistungsvermögen;
- verbessert das allgemeine körperliche, geistige und seelische Wohlbefinden;
- erforscht die eigene Persönlichkeit bis in die Tiefe und bis zur Entdeckung es wahren Selbst;
- hebt Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen, weil Kräfte und Stärken immer besser kennengelernt und mobilisiert werden können. Ebenso werden Schwächen besser verstanden und akzeptiert;
- lässt Bedürfnisse besser verstehen und fördert dadurch das „Gut-zusich-sein“;
- vermittelt tiefe Erkenntnisse über Eigenschaften und Qualitäten des universellen Seins und Bewusstseins.
Zugang zu tieferen Bewusstseinsebenen
Meditation dient zunächst, aber bei Weitem nicht nur, der Entspannung. Sie ermöglicht eine Form der inneren Einkehr, einer Innenschau, die einen neuen Zugang zu tiefen Erkenntnissen über sich selbst, andere oder in beliebiges Objekt eröffnet. Meditation ermöglicht es, in innere Bereiche vorzudringen, zu denen man in einem normalen Bewusstseinszustand in der Regel keinen Zugang findet. In der Meditation können bisher unbekannte oder unbeachtete Regungen und Gefühle wahrgenommen und entschlüsselt werden – gleichsam als Botschaft aus dem Unterbewusstsein.
Gegenstände der Meditation
Die Gegenstände der Meditation sind beliebig wählbar. Es ist aber hilfreich, ein Objekt zu wählen, das in einer Beziehung zu einem selbst oder der Situation, in der man sich befindet, steht – je nachdem, was aktuell ergründet werden soll. Das können Gefühle, eigene Eigenschaften oder Verhaltensweisen, Situationen, andere Lebewesen, Dinge oder einfach der eigene Atem, Körper oder einzelne Körperteile sein – oder auch nur ein Wort. Die eigentliche Übung besteht darin, nichts weiter zu tun als die Impulse, die der Körper, der Geist und die Seele aussenden, zu beobachten und nicht darauf zu reagieren.
Durch das Beobachten der Impulse wächst die Erkenntnis, dass diese von zahlreichen Dingen geprägt sind – nämlich durch Erfahrungen, Vorstellungen, Wünsche, Ängste und anderes mehr. All diese Einflüsse lenken das menschliche Denken und Fühlen zunächst immer wieder in festgefügte Bahnen; doch wer lang genug den Impulsen zuschaut und sie bei ihren unaufhörlichen Bewegungen beobachtet, kann dabei auch einzelne Momente der nicht vorgeprägten Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Gegenstand der Meditation erleben. Dann durchbricht das Denken und Fühlen gleichsam die Barrieren der „ausgetretenen Pfade“ und beschreitet neue Wege, begegnet dem Gegenstand neu und ermöglicht so dem Beobachter – dem Selbst – neue Einsichten.
Grundpfeiler der Meditation
Die Grundpfeiler für die Konzentration auf einen bestimmten Gegenstand lassen sich wie folgt zusammenfassen: loslassen, beobachten, nichts bewerten. Damit sind ie drei wesentlichen Aspekte der Meditation benannt.
Loslassen
In der Meditation gilt es loszulassen; das bedeutet zum einen, nichts – keinen Gedanken, kein Gefühl, keine Wahrnehmung – erzwingen zu wollen, desgleichen aber auch, nichts – keine innere Regung – zu unterdrücken. Loslassen heißt, jedes Wollen und jede Absicht – und damit, im positiven Sinne, die Kontrolle über alle inneren und äußeren Vorgänge – aufzugeben, insbesondere aber die, zu sofortiger Erkenntnis zu gelangen. Wer Gefühle, Gedanken, Regungen und Empfindungen einfach in sich hoch kommen lassen kann, dem eröffnen sich in der Meditation neue innere Botschaften.
Beobachten
Diese absichtslos entstandenen Gedanken, Gefühle, auch Erinnerungen oder Ähnliches zu beobachten und nicht auf sie zu reagieren, ist der zweite wesentliche Aspekt jeder Meditation. Nicht reagieren bedeutet: Weder mit einer unkontrollierten Bewegung – also mit dem Körper, noch mit einem Gedanken – also mit dem Geist – auf das Beobachtete zu „antworten“, denn jede „Antwort“ setzt neue Gefühle und Gedanken und damit eine nicht endende Kettenreaktion in Gang. Stattdessen kommt es darauf an, alles, was an inneren Bildern und Empfindungen aufsteigt, wie Wolken am Himmel vorüberziehen zu lassen – ganz so, als sei man nicht daran beteiligt.
Nichts bewerten
Welche inneren Bilder und Botschaften auch immer in einer Meditation an die Oberfläche, also ins Bewusstsein kommen: Alle haben ihre Berechtigung. Denn wenn es darauf ankommt, einem Gegenstand, einem Wort, einem Lebewesen oder einer Eigenschaft auf den Grund zu gehen und ihn bzw. sie in allen Facetten zu erkennen, gibt es nichts, was „richtig“ oder „falsch“ ist. Deshalb besteht der dritte Grundpfeiler einer jeden Meditation darin, nichts als gut oder schlecht, hässlich oder schön, angenehm oder schmerzhaft zu bewerten und innerlich zu kommentieren, sondern alle Gefühle und Gedanken gleichermaßen zuzulassen und – da der Geist unaufhörlich in Bewegung ist – ebenso auch wieder zu entlassen.
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